Erfahrungen aus Südeuropa und Frankreich
Das wärmere Klima in Südeuropa und den südlichen Ostblockstaaten war der Ausbreitung der Beifuß-Ambrosie schon länger förderlich. Landwirtschaft und Gesundheitswesen dieser Länder können mittlerweile auf einschlägige Erfahrungen im Umgang mit der Pflanze zurückblicken, wie sie ähnlich auch in USA und Kanada seit den 60er Jahren gemacht wurden.
So wird die Pflanze auf italienischen Autobahnen (Zentrum der Ausbreitung in der Po-Ebene) schon lange als Bestand bildend auf den Mittelstreifen von Autobahnen verzeichnet. Offensichtlich über den Straßenverkehr konnte sich die Beifuß-Ambrosie von hier aus bis ins nördlich angrenzende Tessin in der Schweiz ausbreiten.
Frankreich meldet schon seit längerem größere Vorkommen speziell in der Landwirtschaft des Rhonetals. Nach einer zunächst zögerlichen Ausbreitung hat man dort in den 50er Jahren einen starken Verbreitungsschub verzeichnet, der auf amerikanische Flugaktivitäten und Importe (Futtermittel) im 2. Weltkrieg, sowie in der Aufbauphase der Nachkriegsjahre zurückgeführt wurden. Die Folge war eine regional gefestigte Ausbreitung von Ambrosia im Umfeld von Lyon, im südlich anschließenden Abschnitt des Rhonetals von Lyon bis Montelimar, sowie in benachbarten Flusstälern (Ardèche). Wegen der günstigeren klimatischen Bedingungen verzeichnen die französischen Bauern starke Schädigungen durch Unkrautbestände der Ambrosia artemisiifolia im Gemüseanbau. Schäden werden hauptsächlich in Erbsen- und Sojafeldern, aber auch im Tomatenanbau sowie in Sonnenblumenfeldern gemeldet. Feldbrachen und leer stehende Felder, die wegen eines Fruchtwechsels vorübergehend nicht genutzt werden, dienen der weiteren Vermehrung und Ausbreitung der Pflanze unter idealen klimatischen Bedingungen. Von den mittlerweile gewachsenen Erfahrungen unserer französischen Nachbarn im Umgang mit der Pflanze können wir deshalb sehr viel lernen: nicht nur der Teamgeist betroffener Behörden von der Landwirtschaft über Straßenbau- und Eisenbahnwesen bis hin zu den relativ neuen Disziplinen der Aero-Biologie, die mit neuen experimentellen Erkenntnissen das Pollenflugverhalten der Beifuß-Ambrosie kartieren (RNSA / Réseau National de Surveillance Aérobiologique), - auch das gezielte Vorgehen örtlicher Behörden und Verbände (in einigen Regionen können beispielsweise Bußgelder wegen fahrlässiger Verbreitung der Pflanze verhängt werden) im Schulterschluss mit den nationalen Ministerien sind logistische Maßnahmen, die Beispielcharakter für Deutschland haben können.
Landwirtschaftliche Anbauflächen zur Gewinnung von Ölsaaten in Südfrankreich.
(Foto: Magrit Müller)
Und noch etwas können wir von den französischen Nachbarn lernen: während sich die nordamerikanische und kanadische Bekämpfungsstrategie seit den 60er Jahren hauptsächlich auf die Wirkung von Herbiziden verließ und damit erst die großen offenen Brachflächen für die weitere Verbreitung der Pflanze verursachte, kam man in Frankreich mittlerweile zu dem Schluss, dass die Vermeidung von Brachen durch Begrünung und natürliche Vegetation eine der erfolgreichsten Methoden bei der Unterdrückung der Beifuß-Ambrosie ist (CAREPS, a.a.O., S.99).
Wegen der Aktualität unserer Produktion zu diesem Thema fordern Sie bitte
Bildauswahlsendungen für Ihre Veröffentlichungswünsche per Mail an
oder nehmen Sie telefonisch Kontakt mit uns auf:
040 / 5001311 |
< zurück weiter >
|