Spezifische Klimaansprüche der Beifuß-Ambrosie

Der jahreszeitliche Wachstumsverlauf von Ambrosia ist völlig anders als bei vergleichbaren europäischen Arten (z.B. Gemeiner Beifuß / Artemisia vulgaris). Als einjährige Pflanze bildet sie nur ein flaches temporäres Wurzelsystem aus und kann nur unter einer offenen Erdschicht (nicht unter geschlossenen Pflanzendecken) erst bei Idealtemperaturen zwischen 7° und 28° keimen. Sie erblickt das Tageslicht also im Jahreszyklus wesentlich später als die in Deutschland einheimischen konkurrierenden Pflanzen. Auch nach der Auskeimung hält sich die Pflanze mit dem jahreszeitlich moderaten Klima in den meisten deutschen Regionen zunächst lange Zeit klein und unscheinbar; Gartenbesitzer werden sie in dieser Phase eher an die bekannte Gartenblume Tagetes erinnern (mit der sie in der Tat nahe verwandt ist), da sie sich auch noch klein und unscheinbar in Erdnähe bewegt, während unser einheimischer Beifuß schon Wuchshöhen von 60 – 80 cm erreicht (unsere Ambrosia-Funde im verregneten Hamburger Sommer Anfang Juli 2007 hatten z.T. noch keine 10 cm Wuchshöhe; mancherorts keimt sie in Deutschland sogar Anfang August erst aus!). Umso heftiger werden die Pflanzen dann mit der einsetzenden sommerlichen Wärme „ins Kraut schießen“. Wenn der Standort es erlaubt (z.B. mit Windschutz und Stabilisierung zwischen den Reihen von Mais- und Sonnenblumenpflanzungen), kann sie durchaus Wuchshöhen von 1,75 m erreichen bei einem Stängelumfang von 2 – 4 cm am Fuß (deshalb auch ihre Konkurrenzfähigkeit speziell zu Sonnenblumen im landwirtschaftlichen Anbau und ihre ungehinderte Verbreitung mit entsprechendem Saatgut). Auf windexponierter Fläche schießt sie im Sommer mit entsprechender Verzweigung eher in die Breite mit moderaten Wuchshöhen von 80 – 120 cm um von August bis Oktober ihre Blütezeit (incl. Fruchtreife) vor dem ersten Frost zu absolvieren.


Im jugendlichen Stadium bietet die Beifuß-Ambrosie viele Verwechslungsmöglichkeiten; wegen ihrer Ähnlichkeit zu jungen Tomatenpflanzen, Tagetes, Süßdolde, Schmuckkörbchen (Cosmea) u.v.a. wird sie deshalb in der Nähe von Vogelfutterstellen zunächst geduldet.
(Fotos: Thomas Grimm)

Von Juli bis Mitte August sind also für die Pflanze ziemlich sensible Ansprüche an Außentemperatur und gleichzeitige Wasserversorgung aus dem Boden zu verzeichnen, die ihr dieses kurzfristig enorme Wachstum ermöglichen. Um den Bestand zu sichern muss auch die Samenreife am Standort gewährleistet sein, ein trocken warmer Spätsommer und sonniger Herbsteinstieg bis Ende Oktober sind unabdingbar – all das sind Gründe, warum Ambrosia bisher wenig Standorte in Deutschland dauerhaft erobern konnte, denn diese idealen klimatischen Bedingungen bei gleichzeitig offener Erdoberfläche sind in unserem Land kaum vorzufinden.

Offene Erdoberflächen an Wegen und Straßenrändern in Industriebrachen und urbaner Landschaft dienen der Ausbreitung der Beifuß-Ambrosie. An Verkehrsknotenpunkten wie Bahnhöfen und Haltestellen im innerstädtischen Bereich (Hamburg, August 2007) kommen zur Blütezeit der Pflanze besonders viele Menschen in Kontakt mit dem windblütigem Pollen, der Allergien und Asthma verursachen kann. (Foto: Thomas Grimm)

Reife Samen, die aus anderen Ländern und Regionen importiert werden (Vogelfutter als Verbreitungsursache), haben dagegen auch in Deutschland auf allen freien Flächen im Straßen- und Gartenbau und in Brachflächen des Agrarlandes eine Chance zur Keimung für das Wachstum der einjährigen Pflanze. Im Zuge der landwirtschaftlichen Globalisierung hat sich die Beifuß-Ambrosie längst an die neuen unvermeidlichen (??) Importwege adaptiert und findet als blinder Passagier mit Sonnenblumensaaten eine ungeahnte neue Ausbreitungsstrategie.

Temperaturanstieg, Wasserversorgung und günstige Bedingungen im Mikroklima können ab Juli einen enormen Zuwachs in Biomasse und Wuchshöhe bewirken. Einen enorm gut entwickelten Pflanzenbestand bei beginnender Blüte entdeckten wir Mitte August in einer gepflegten Hamburger Parkanlage.
(Foto: Thomas Grimm)

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