Etablierung der Beifuß-Ambrosie in Europa von 1860 bis heute
Vorab: die Beifuß-Ambrosie ist nicht neu, und sie ist vor allen Dingen nicht im Jahr 2006 unbemerkt zu uns gekommen. Invasive Pflanzen gab es zu allen Zeiten auf allen Kontinenten, denn sie waren schon immer eine Folge menschlicher Migration. Von ca.3.400 Pflanzenarten, die wir in der gesamten Bundesrepublik zu den einheimischen Arten zählen, kommen viele aus anderen Ländern und Kontinenten. Neophyten unter diesen Pflanzen nennen wir diejenigen, die erst in den letzten 500 Jahren (also seit Kolumbus Eroberungsreisen nach Amerika) zu uns gekommen sind. Im Wildpflanzenbereich von Deutschland sind das ca. 380 Arten. Auch die Beifuß-Ambrosie (Ambrosia artemisiifolia) zählt zu diesen Immigranten. In Hamburg beispielsweise wurde sie 1860 zum ersten Mal bewusst nachgewiesen (Fund auf einem Kartoffelacker); in Frankreich wurde sie erstmals 1863 mit Saatgutverunreinigungen aus USA (Rotklee-Saaten) eingeschleppt. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts zählte sie aber bereits zu den etablierten Pflanzen in allen deutschen Regionen und in den benachbarten europäischen Ländern. Eine zweite große Importwelle der Pflanze lässt sich mit amerikanischen Militärtransporten im 2. Weltkrieg und bis in die Mitte der 50er Jahre konstatieren; Samen der Pflanze gelangten immer wieder über verunreinigtes Saatgut (Futtermittel) aus den USA nach Europa.
Die Blätter der Beifuß-Ambrosie sind beidseitig grün, doppelt gefiedert und gestielt mit unauffälliger Behaarung (Lupe). Unsere Aufnahme zeigt die Oberfläche des Blatthabitus von Ambrosia artemisiifolia. (Foto: Gerhard Höfer)
Vernachlässigte Pflanzbeete in Hausgärten oder öffentlichen Anlagen (Hamburger Stadtgebiet Juli/August 2007) bieten ideale Wuchsbedingungen für die Beifuß-Ambrosie, wenn es hier zur Aussaat durch ausgebrachtes Vogelfutter kommt. (Fotos: Thomas Grimm)
Die Standard-Flora der deutschen Botaniker (Schmeil-Fitschen) nennt sie als eine aus Nordamerika stammende, oftmals eingeschleppte Pflanze mit häufigen Standorten im Umfeld von Bahn- und Hafenanlagen mit einer Blütezeit von August bis Oktober. Auch die Schulflora der Schweiz (Binz-Heitz) kennt Ambrosia seit Jahrzehnten, nennt sie als selten und unbeständig mit Wachstumsplätzen auf Schuttplätzen, an Wegrändern und auf Äckern (!!) der kollinen Höhenstufen. Auch in der Flora der DDR (Werner Rothmaler) zählte Ambrosia zu den „nordamerikanischen Ruderal- und Unkrautpflanzen, die in den letzten Jahrzehnten in die Alte Welt eingeschleppt wurden und sich dort zum Teil rapide ausbreiten.“ Man kartierte sie auf mäßig trockenen, sandig bis kiesigen Ruderalstellen und nannte zerstreut unbeständige Vorkommen für Sachsen-Anhalt und Brandenburg, aber schon regelmäßige Vorkommen für Berlin (!!!) und Sachsen im Bereich Plauen und Leipzig und entlang der unteren Elbe. Und noch etwas wusste man schon zu DDR-Zeiten: „Viele Personen sind gegenüber den in großen Mengen verwehten Ambrosia-Pollen allergisch und leiden zur Blütezeit – ähnlich wie das bei uns zur Zeit der Grasblüte zutrifft – an Heuschnupfen oder Heufieber. Die für diese Allergien verantwortlichen Stoffe sind Eiweißverbindungen des Pollens; gegen sie sind bereits Seren entwickelt worden, mit denen gefährdete Personen erfolgreich geimpft werden.“ (Urania Pflanzenreich, Blütenpflanzen Vol.2)
Wegen der Aktualität unserer Produktion zu diesem Thema fordern Sie bitte
Bildauswahlsendungen für Ihre Veröffentlichungswünsche per Mail an
oder nehmen Sie telefonisch Kontakt mit uns auf:
040 / 5001311 |
< zurück weiter >
|